HELPads



Depression: Langsame Entscheidungen könnten ein Zeichen für einen Rückfall sein



Universität Zürich

24.02.2020, Bern - Die Wahrscheinlichkeit, mit welcher Betroffene nach dem Absetzen von Antidepressiva in eine Depression zurückfallen, lässt sich teilweise voraussagen. Personen, die einen solchen Rückfall erleben, benötigen nämlich häufig länger, um sich zu entscheiden, wie viel Anstrengung sie für eine Belohnung investieren möchten, wie Forschende in einer vom SNF unterstützten Studie zeigen konnten.


Depressionen sind eine weit verbreitete Krankheit mit einem schwierig vorherzusehenden Verlauf. Häufig ist die Erkrankung wiederkehrend: Depressive Phasen kommen und gehen. Aus Studien ist bekannt, dass die Behandlung über das Abklingen der Symptome hinaus fortgesetzt werden sollte, um die Gefahr eines Rückfalls zu verringern. Leider scheint dies jedoch keinen Einfluss auf das Risiko eines Rückfalls nach dem Absetzen der Medikamente zu haben. "Schätzungsweise 30 Prozent der Betroffenen erleiden in den ersten sechs Monaten nach dem Absetzen einen Rückfall. Das ist ein sehr hoher Anteil. Bisher gibt es kein etabliertes Instrument, mit dem sich dieses Risiko abschätzen lässt", sagt die Psychologin Isabel Berwian.

In einer vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützten Längsschnittstudie, die in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry publiziert wurde, konnte sie nun zeigen, dass gewisse Prognosen zum Rückfallrisiko bei Depressionen möglich sind. Die Forscherin, nun Postdoktorandin im Bereich Translational Neuromodeling an der Universität Zürich und der ETH Zürich, hat nämlich beobachtet, wie die Betroffenen in der Remissionszeit Entscheidungen treffen.

Spiel mit der Motivation

Für die Studie rekrutierte das Team von Quentin Huys, damals Forscher für Computationale Psychiatrie und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Patientinnen und Patienten mit wiederkehrender oder schwerer depressiver Erkrankung, die sich in der Remissionsphase befanden. Sie wiesen keine oder fast keine Symptome mehr auf, nahmen aber noch Antidepressiva ein. Die Teilnehmenden hatten unabhängig von der Studie bereits entschieden, die entsprechenden Medikamente abzusetzen. Alle erhielten eine Aufgabe, mit der ihre Bereitschaft gemessen werden konnte, je nach Belohnungsniveau eine Anstrengung zu unternehmen. Dieser Versuchsaufbau wurde gewählt, weil die Fachliteratur zeigt, dass Menschen mit Depressionen typischerweise in geringerem Ausmass bereit sind, sich für eine Belohnung anzustrengen. Die Forschenden wollten einen Schritt weitergehen und untersuchen, ob sich Rückschlüsse auf einen potenziellen Rückfall ziehen lassen.

Die Daten wurden zwischen Juli 2015 und Januar 2019 bei 123 Patienten und 66 gesunden Vergleichspersonen in Zürich und Berlin erhoben. Alle Personen, die an Depressionen gelitten hatten, lösten die Aufgabe zweimal: Das erste Mal vor dem Absetzen der Medikamente, das zweite Mal entweder vor oder nach dem Absetzen der Medikamente. Zudem wurden alle nach der Studie sechs Monate lang weiter beobachtet, um zu verfolgen, ob sie einen Rückfall erlitten.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Entscheidungszeit bei von Depressionen Betroffenen länger war als bei den Vergleichspersonen (durchschnittlich 1,77 beziehungsweise 1,61 Sekunden). Zudem war sie aber auch innerhalb der Patientengruppen bei Personen noch länger, die nach dem Absetzen einen Rückfall erlitten (durchschnittlich 1,95 Sekunden). Die Forschenden konnten so zeigen, dass bei zwei von drei Personen aufgrund der Entscheidungszeit richtig vorausgesagt wird, ob sie einen Rückfall erleiden werden.

Im Bett bleiben oder aufstehen?

Welche Mechanismen bei dieser Aufgabe eine Rolle spielen, wurde mit einem Berechnungsmodell in Erfahrung gebracht. Es ergab, dass die jeweils gewählte Option (kleine Anstrengung für eine kleine Belohnung oder grössere Anstrengung für eine grössere Belohnung) ein Unterscheidungsmerkmal zwischen den ehemals depressiven Personen und den gesunden Personen ist: Erstere wählten häufiger die am wenigsten anstrengende Option. Die Forschenden vermuten, dass dies ein Anzeichen dafür ist, dass die Depression nach wie vor asymptomatisch im Hintergrund präsent ist.

Das Modell hat ausserdem gezeigt, dass Personen, die eine depressive Phase erlebt haben, Anstrengungen eher vermeiden. Isabel Berwian veranschaulicht dies folgendermassen: "Stellen Sie sich vor, dass Sie an einem Abend bereits im Bett liegen. Dann rufen Bekannte an und fragen, ob sie mit Ihnen in der Stadt ein Eis essen kommen. Eine gesunde Person wird vermutlich aufstehen und hingehen. Eine Person, die eine depressive Episode hatte, bleibt dagegen eher im Bett. Sogar wenn ihr die Aktivität gefallen würde, scheint ihr die dazu notwendige Anstrengung zu gross."

Obwohl die Studie gezeigt hat, dass die Entscheidungszeit gewisse Prognosen zum Rückfallrisiko ermöglicht, sind diese Erkenntnisse für eine Anwendung in der Praxis noch nicht reif. "Dieser Indikator ist vielversprechend, aber wir können noch nicht für uns beanspruchen, "die" Lösung gefunden zu haben. Unsere Ergebnisse müssten an einer grösseren Stichprobe validiert werden, da unsere relativ klein war", erklärt Isabel Berwian. Für die Forschenden ist das eine Herausforderung, da es schwierig ist, Patientinnen und Patienten für solche Studien zu finden. Quentin Huys - inzwischen Associate Professor am University College von London - und sein Team arbeiten auch an anderen potenziellen Indikatoren für Rückfälle. Sie prüfen zum Beispiel, ob sich beim Abspielen eines traurigen Films die Gehirnaktivität zwischen gesunden Personen und Personen, die in der Vergangenheit an einer Depression gelitten hatten, unterscheidet.

Die Studie wurde an der Translational Neuromodeling Unit der Universität Zürich und der ETH Zürich und an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Charité in Berlin durchgeführt. Mit den Projektförderungsbeiträgen des SNF können Forschende Vorhaben zu selbst gewählten Themen und Forschungszielen eigenverantwortlich durchführen.

https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2019.4971

--------------------------

Einen Ballon aufblasen und Punkte gewinnen

Zum Messen der Entscheidungszeit wurde den Teilnehmenden folgende Aufgabe gestellt: Sie mussten eine Taste am Computer drücken, um Punkte zu gewinnen. Sie hatten fünf Sekunden Zeit, um sich zwischen zwei Alternativen zu entscheiden, für die mehr oder weniger Anstrengung nötig war. Sie konnten entweder für einen Punkt 20-mal die Taste drücken, oder für drei bis sieben Punkte 100-mal abhängig von der aktuellen Aufgabenstellung. Nach der Entscheidung hatten die Teilnehmenden jeweils 40 Sekunden Zeit, um die Taste so oft zu drücken, wie sie gewählt hatten. Damit konnten sie dann einen virtuellen Ballon aufblasen, der platzte, wenn sie genügend oft gedrückt hatten. Alle Teilnehmenden erledigten diese Aufgabe je 60-mal.

---------------------------

Der Text dieser Medienmitteilung und weitere Informationen stehen auf der Webseite des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-200220-medienmitteilung-ein- test-prognostiziert-das-rueckfallrisiko-bei-depressionen.aspx

Kontakt:

Isabel Berwian

Universität Zürich und ETH Zürich

Institute for Biomedical Engineering

Translational Neuromodeling Unit

Tel.: + 41 44 634 91 11

E-Mail: berwian@biomed.ee.ethz.ch



Über Universität Zürich:

Die Universität Zürich nimmt als grösste Universität eine herausragende Stellung in der Forschungs- und Bildungslandschaft des Landes ein. Sie ist höchsten internationalen Wissenschaftsstandards und verantwortungsvoller Reflexion verpflichtet.

Spitzenforschung mit Internationaler Ausstrahlung Die Universität Zürich gehört als Mitglied der «League of European Research Universities» (LERU) zum Kreis der besten Europäischen Forschungsuniversitäten. International hervorragend und mit höchsten Auszeichnungen versehen ist sie in Klinischer Medizin, Immunologie, Genetik und in den Neurowissenschaften. Auf nationaler Ebene wurde sie «leading house» in fünf Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Life Sciences, Finanzen sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Forschung an der Universität Zürich ist in allen Fachbereichen einem hohen Qualitätsniveau verpflichtet.

Grösste Diversität im Studienangebot Mit rund 100 Fächern verfügt die Universität Zürich schweizweit über die grösste Vielfalt im Studienangebot. Rund 24'000 Studierende, Tendenz steigend, profitieren in den Wirtschafts-, Rechts-, Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, in Medizin, Veterinärmedizin und Theologie davon. Master- Studierenden und Postdocs stehen neben dem attraktiven regulären Angebot spezialisierte Studiengänge, hervorragende Infrastruktur und zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten offen. So kann die grösste Schweizer Universität von sich sagen, dass sie im nationalen und internationalen Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte sehr gut positioniert ist.

Dienstleistungen im Interesse der Gesellschaft Die Universität Zürich erbringt wissenschaftliche Dienstleistungen für die Wirtschaft und Gesellschaft des Kantons Zürich und der Schweiz. Sie lässt ihr Wissen auf vielfältige Art und Weise in die Praxis einfliessen – z. B. in zwölf Museen, vier Spitälern und in öffentlich zugänglichen Bibliotheken. Und sie gibt ihre Erkenntnisse zielgruppengerecht und abwechslungsreich an die interessierte Öffentlichkeit weiter – z. B. an Vorlesungsreihen und Podiumsdiskussionen. Die Universität Zürich fördert ausserdem den Wissenstransfer in die Wirtschaft und schafft mit Spin-offs und Partnerschaften attraktive Arbeitsplätze in zukunftsgerichteten Wirtschaftsbereichen.



--- Ende Artikel / Pressemitteilung Depression: Langsame Entscheidungen könnten ein Zeichen für einen Rückfall sein ---


Quellen:
  HELP.ch

Weitere Informationen und Links:
 Universität Zürich (Firmenporträt)

 Artikel 'Depression: Langsame Entscheidungen könnten ein Zeichen für einen Rückfall sein...' auf Swiss-Press.com





Offizieller News-Partner:
News aktuell

Swiss Press


Braun Series 5 51-B1200s Rasierer

CHF -
Migros-Genossenschafts-Bund    Migros-Genossenschafts-Bund

Coca-Cola Classic

CHF 7.75 statt 14.10
Denner AG    Denner AG

Crosswave Fahrrad-Reiniger Reinigungsmittel

CHF 9.50 statt 11.90
Migros-Genossenschafts-Bund    Migros-Genossenschafts-Bund

Elfbar Elfa Pro Kit

CHF 7.90 statt 12.90
Denner AG    Denner AG

Halba Branches classic 50x23g

CHF 9.95 statt 22.00
Coop-Gruppe Genossenschaft    Coop-Gruppe Genossenschaft

Johnson’s Baby Shampoo

CHF 6.95 statt 10.50
Denner AG    Denner AG

Alle Aktionen »

Job's, Coaching, Karriere Coaching

Webdesign, Technologiepraxis, E-Commerce

Coiffeur, Hair-Stylist, Shooting, Shows

Produkt Design, Hosting Support, Agile Entwicklung, Strategie Scoping

Rénovation de baignoires et tubs de douche

IT-Dienstleister, Evernex IT Services Switzerland AG

Tierprodukte

Advokatur Büro, Rechtsanwalt

Verein, jüdische Gemeinde, jüdische Tradition

Alle Inserate »

8
11
25
26
27
35
1

Nächster Jackpot: CHF 7'500'000


2
13
14
26
29
5
6

Nächster Jackpot: CHF 50'000'000


Aktueller Jackpot: